Sie ist eine der großen Fragen im Leben: Möchtest du Kinder?

In einer Patchwork-Familie ist es meist noch schwieriger, diese Frage nach einem gemeinsamen Kind zu beantworten. Mehr Menschen, mehr Gefühle, mehr Bedürfnisse.

Warum wünschen Paare sich Kinder? Die Idee, dass es keine schönere Krönung für die Liebe gibt, ist romantisch.

Ich finde: Es gibt kaum eine größere Herausforderung für die Liebe als ein gemeinsames Baby.

Da sind zwei Menschen, jeder auf seine Weise verkorkst. Es grenzt schon an ein Wunder, dass diese beiden miteinander zurecht kommen.

Der Einzelne ist nicht mit sich im Reinen und sucht sein Glück beim anderen. Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest. Heute verstehe ich diesen Buchtitel.

Diese beiden Menschen stehen irgendwann vor der Frage, ob sie gemeinsam ein neues Lebens erschaffen wollen.

Für viele Paare gehört ein gemeinsames Kind als nächster logischer Schritt einfach dazu. Manche fühlen sich gesellschaftlich unter Druck.

Auch mein Mann und ich haben uns mit diesen Gedanken auseinandergesetzt. Es gab Phasen, da war ich ganz verliebt in die Idee eines gemeinsamen Kindes.

Ich habe das Kleine schon im Auto neben mir im Kindersitz gesehen. Und bin mit ihm im Tragetuch spazieren gegangen.

Auf der anderen Seite war ich keine, die diesen Wunsch bereits seit Jahren tief in sich gespürt hat. Es gab Freundinnen, die immer wussten, sie wollen mal 1,2,3 Kinder.

Und: Ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass mir ein gemeinsames Kind in unserer Patchwork-Familie noch etwas anderes bedeuten würde.

Ich könnte mit der Exfrau gleichziehen. Sie hätte nicht mehr diese einzigartige Verbindung, Kinder mit meinem Mann zu haben.

Meine Theorie: Mein Stellenwert würde mit einem Baby ein anderer sein, ich sollte genauso viel Bedeutung haben.

Kind als Heilmittel für eine Beziehung

Ich finde diese Gedanken nachvollziehbar, zugleich haben sie mich erschreckt. Ich wollte kein Kind als Mittel für irgendwas.

Ein Baby würde die Beziehung zu meinem Mann nicht stärken. Zumindest nicht dauerhaft. Das Kind sollte die Schieflage in unserem Patchwork-Konstrukt ausgleichen.

Leider habe ich diesen Eindruck von etlichen Eltern-Paaren in meinem Umfeld. Da sind Beziehungen, die nicht rund laufen oder in denen sich nur die Frau ein Kind wünscht.

Mein Mann hat mal gesagt: „Ich würde dir diesen Wunsch nicht verwehren wollen.“ Das war ein Schlüsselsatz.

Ich wollte kein Gefallen-Kind, das er mir zuliebe in die Welt setzt. Meine eigene Überzeugung war dafür nicht stark genug.

Wollte ich so sehr ein Kind, dass ich das Risiko in Kauf nehme, im Fall der Fälle als alleinerziehende Mutter zu leben? Die klare Antwort: Nein.

Natürlich wünscht man sich als Eltern, dass die Beziehung funktioniert. Dennoch besteht eine realistische Gefahr, dass das nicht der Fall ist.

Die Hoffnung, dass das gemeinsame Baby der Heilsbringer ist, wird zu 90 Prozent früher oder später bitter enttäuscht.

Ehrliche Kommunikation

Das einzige, was in meinen Augen so ein Dilemma verhindert, ist eine ehrliche Kommunikation BEVOR man sich für ein Baby entscheidet.

Hab den Mut „Nein“ oder „Noch nicht“ zu sagen, wenn das dein Bauchgefühl ist. Lass dich nicht vom Partner drängen.

Denk überhaupt mal gründlich über die lebenslangen Konsequenzen einer Elternschaft nach.

Viele sind ja noch nicht mal in der Lage, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.

Ich wollte das Risiko nicht eingehen, dass meine Beziehung an einem gemeinsamen Kind scheitert.

Unsere Patchwork-Familie hatte bereits genug Baustellen. Ich wollte das Konstrukt nicht noch mehr belasten. Ich wollte mich nicht noch mehr belasten.

Nimm dir Zeit!

Auf der anderen Seite: Lass dich nicht von den Einsprüchen eines Expartners oder der Bonuskinder abschrecken.

Meist braucht es einige Zeit und viele offene Gespräche, bis alle Beteiligten sich zurechtfinden.

Überstürz es nicht im ersten Gefühl der Verliebtheit mit dem gemeinsamen Kind.

Jeder hat ein Recht, seine Träume wahr werden zu lassen. Notfalls musst du eine Entscheidung gegen die Patchwork-Familie und für dein eigenes Glück treffen.

Meine Bonuskinder sind nicht meine leiblichen Kinder und doch bringen sie diesen Kinder-Aspekt in mein Leben.

Ich begleite sie ein Stück auf ihrem Lebensweg, ich teile mein Leben mit ihnen – eigentlich das Beste, was jemandem wie mir passieren kann.

Ich war nie überzeugt vom Kinderkriegen und habe nun eine Light-Version bekommen. Und irgendwann vielleicht Bonus-Oma zu werden sind aktuell super Aussichten.

Keine Ahnung, wie ich darüber denke, wenn ich mal 50 bin. Vielleich lese ich dann einfach nochmal diesen Text.

Wie ist deine Einstellung zu dem Thema? Zum Glück denken und fühlen viele nicht wie ich, sonst wären wir schon ausgestorben.